Gartenfans und Liebhaber ländlichen Lebens trafen sich auf dem Gartenmarkt
Ein buntes Markttreiben herrschte am letzten Maiwochenende auf dem Gartenmarkt „Jrön un Jedön“ im LVR-Freilichtmuseum Lindlar. Zwischen Nordtor und dem „Lingenbacher Hof“ präsentierten über 80 Aussteller ihr umfangreiches Angebot an Sommerstauden, Gemüsepflanzen, Duft- und Küchenkräutern. Besonders Tomaten und Gurken erfreuten sich großer Beliebtheit. Neben dem „Jrön“ gab es ein große Auswahl an „Jedön“ von Gartenmöbeln, Skulpturen und Flechtkörben über Sommerhüte, Schmuck und Gartendeko bis hin zu diversen Feinschmeckerspezialitäten wie steingemahlenen Senfkreationen und ausgefallenen Gewürzen.
Nebenerwerbslandwirt Marcus Erbacher war eigens für den Pflanzenmarkt aus Ahaus angereist, um dem staunenden Publikum sein atemberaubendes Spektrum an fleischfressenden Pflanzen aus Nordamerika, Neuseeland und Europa vorzuführen. Er betreibt dieses Hobby seit mehr als 30 Jahren mit wachsender Begeisterung: „Meine Nichte hat mir als Au-Pair-Girl in Amerika ein paar Samen geschickt und ab da hat mich der Virus erwischt!“ Er schilderte, dass Sonnentaue, Venusfliegenfallen, Schlauch- und Kannenpflanzen allesamt Sumpfbewohner seien und keinerlei Düngung benötigten – dafür wäre die Wohnung aber praktisch fliegenfrei.
Grimmige, aber auch sehr freundliche Hexen, Kobolde und Gnome gab es bei Tanja Kaiser aus Hünfelden. Die in eigener Produktion hergestellten, frostfesten Keramikunikate aus der Serie „Hexenzauber“ bringen auf vielfältige Weise magisches Flair in den Garten. Zum ersten Mal auf dem Gartenmarkt war Hildegard Oberbörsch aus Kürten-Miebach, deren Maxime es ist, die Umgebung des Aufstellortes genau zu erfassen, um ihn mit ihren floralen Kunstwerken zu einer harmonischen Einheit zu verbinden. Der Einfassung von Gärten hat sich Michael Graen aus Reichshof-Brüchermühle gewidmet. Er beschrieb die Vorteile seiner Palisaden und Staketenzäune aus Edelkastanie gegenüber druckimprägnierten Hölzern: „Aufgrund des hohen Gerbstoffanteils benötigen die biologischen Baustoffe keinerlei Behandlung und sind dadurch langfristig deutlich billiger.“
Getreu ihrem Motto: „Wir fordern Freiheit für die Vielfalt – auf dem Acker, im Topf, im Garten, im Kopf – und im Gesetz!“ präsentierte sich die Bergische Gartenarche mit ihren in nunmehr 18 Jahren gesammelten Schätzen aus der heimischen Gartenwelt. Seit neun Jahren können die Besucher des Freilichtmuseums das Wachstum und Miteinander von Nutzpflanzen und Blütenschönheiten im liebevoll angelegten Archegarten bewundern. Am Stand der Gartenarche gab es jede Menge Informationen zu den Pflanzen aus Großmutters Garten, die sich allesamt schon seit mehr als 50 Jahren im teilweise rauen und unberechenbaren Oberbergischen Klima bewährt haben. Neben dem sorgfältig sortenrein gesammelten und etikettierten Saatgut mit so romantischen Namen wie „Trudis Bohne“, „Wölle-Pitter“ oder „Schlachtschwert“ gab es auch Informationen zur Übernahme von Patenschaften für die wichtige Erhaltung der regionalen Sorten.
Elisabeth Feldhoff betonte: „Neben der Bewahrung der Artenvielfalt geht es uns vor allem darum, die Begeisterung zu wecken, den Schritt zu wagen, ein eigenes Stück Grün anzulegen, auch wenn es erst einmal nur ein Kübel auf dem Balkon ist.“ So geben die Frauen der Gartenarche, ganz im Sinne der Gartenbuchautorin Marie-Luise Kreuter, die Begeisterung für die Schönheit und den Nutzen der heimischen Natur weiter. Mit einem großformatigen Porträt der Gartenliebhaberin und speziell zu ihrem zehnten Jahrgedächtnis zusammengestellten Samentütchen zum Mitnehmen gedachten sie der verstorbenen Gründerin, die sicherlich an diesem Gartenfest für alle Sinne ihre helle Freude gehabt hätte: „Jeder Garten kann zu einem Ort friedlichen Zusammenlebens zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen werden.“
20.000 Samentütchen sollen demnächst auch durch die Bergischen Agentur für Kulturlandschaft verteilt werden. Es ist ihr Anliegen, die Anlage und den Erhalt mehrjähriger Blumenwiesen zu fördern. Der Vorteil der Mehrjährigkeit liege vor allem auch in dem Schutz der überwinternden Insektenlarven im Boden, die bei der Bodenbearbeitung einjähriger Flächen gestört würden. Im Rahmen des Projektes „Bergisches Blütenmeer“ ist geplant, dazu passende Seminare und fachliche Unterstützung für Dorfgemeinschaften und Schulen anzubieten.
Beim „Hof zum Eigen“ war allerlei Erstaunliches über Pilze und deren Kultur zu erfahren. Champignons beispielsweise wachsen in einem kühlen, dunklen Raum jeden Tag ganz ohne Sonnenlicht etwa um die Hälfte ihrer Größe, sodass sie bereits nach drei Wochen geerntet werden können. Die Familie Marseille aus Leichlingen freute sich über das gesteigerte Interesse der Oberberger vor allem an Pilzbrut gegenüber ausgereiften Pilzen. Dabei gab es bei diesem Anbieter auch so ausgefallene Arten wie Igelstachelbart oder Samthauben mit einem Waldaroma, das an Esskastanien erinnert – Sorten, die üblicherweise nicht im Handel erhältlich sind.
Während die „Alten“ beim Pflügen mit Pferden in Erinnerungen schwelgten, fütterten die Kinder die beiden Kaltblüter am Feldrain, die diese Aufmerksamkeit wie echte Stars genossen. Auch bei der Wassermühle hatten die Kleinen ihren Spaß an den warmen Sommertagen, wo sie unter Anleitung von LVR-Mitarbeiter Rudolf Huland neben dem großen Wasserrad mit einer kleineren Version und selbst aus dem Teich gepumptem Wasser ihren eigenen Hammer betreiben konnten.