Kreuzweg im Wald

Die Evangelische Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen arrangiert einen ökumenischen Weg der Besinnung in der Osterzeit

„Der Wald ist ein Ort der Besinnung“, denkt Alexandra Pook, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen. Aufgrund der Corona-Krise sind die Kirchen in der Gemeinde derzeit geschlossen. Gemeinsam mit der Theologin Vera Krause, Leiterin der Diözesanstelle für den Pastoralen Zukunftsweg im Erzbistum Köln, hat sie daher gut eine Woche vor Ostern einen Passionsweg im Wald oberhalb von Gummersbach-Hülsenbusch installiert.

„So kann man den Karfreitag gut verbringen“, meint Werner Schmitten aus Niedergelpe. Gemeinsam mit seiner Frau Martina geht er den Kreuzweg im Wald am Ende der Straße „Zur Gummershardt“ oberhalb des Dorfes. Beide sind begeistert von der Installation und loben die großartige Ausführung: „Eine gut ausgestaltete Interpretation des christlichen Kreuzwegs.“

Doris Himmeröder fühlt sich von den Bildern, die als Holzschnitte die Maserung des Holzes eindrucksvoll in die Bildaussage integrieren, persönlich angesprochen. Stark mit der Holzstruktur kontrastieren schwarz dargestellte Personen oder Objekte, die die auf Jesus wirkende Gewalttätigkeit deutlich illustrieren: „Das muss man erst einmal auf sich wirken lassen.“ Ihre Tochter genießt die stille Andacht im Wald: „Ich habe nur eine kleine Wohnung in Gummersbach – da bin ich froh, diesen Weg gemeinsam mit meinen Eltern gehen zu können.“

„Mit Leidenschaft auf dem Weg“ ist das Motto des Kreuzweges, den Pook zusammen mit ihrem Mann und der Unterstützung eines Gemeindemitglieds aufgebaut hat. Auch die Waldbesitzer waren sofort einverstanden und die Pfarrerin betont: „Ich habe die Bäume nicht mit einem Nagel verletzt.“ Während die Reihenfolge der 14 Kreuzwegstationen vorgegeben ist, hat sie einfühlsam Orte an der rund einen Kilometer langen Strecke gefunden, die zu den einzelnen Bildern passen.

So laufen an der Fichte, auf der Veronika Jesus das Schweißtuch reicht, dicke Harzspuren den Stamm herab, neben den weinenden Frauen an der achten Station plätschert ein kleines Rinnsal, alter Stacheldraht säumt den Bereich des dritten Falls von Jesus und am Ende des Kreuzwegs, wo der Gottessohn ins Grab gelegt wird, sprießen zwischen toten Baumstümpfen bereits zahlreiche junge Fichten und Birken und nehmen so die Auferstehung als Zeichen neuen Lebens vorweg.

Die Holzschnitte der 2002 verstorbenen, ungarischen Künstlerin David Maria Kiss hat Krause mit begleitenden Meditationstexten unterlegt. Mit prägenden Worten schlägt sie eine Brücke von den Bildern mit Jesu Leidensgeschichte zur Gegenwart, die den Betrachter in seinen Bann zieht. Pfarrerin Alexandra Pook erklärt: „Kreuzweg-beten, das meint nicht: Jesu Leben, Jesu letzte Wegstrecke, aus der Distanz anschauen. Kreuzweg-beten, das meint: Einsteigen, emotionale Nähe wagen, sich in das Geschehen hineinziehen lassen, es aushalten – und mitgehen. Hierzu laden wir herzlich ein!“

Dieses Angebot nimmt auch eine vierköpfige Strombacher Familie gerne an. Die Mutter liest den beiden kleinen Kindern die Texte vor und erzählt von den Schmerzen und Demütigungen, die Jesus auf seinem Leidensweg ertragen musste. „Durch den Kreuzweg hat sich der Wald verändert“, schildert Pook. „Er ist für mich ein heiliger Ort geworden.“

Am Ostersonntag hat die Pfarrerin den Andachtsweg noch einmal um eine vierfache Station erweitert. Ganz oben auf der Hügelkuppe beschreiben die vier Evangelien der Bibel auf unterschiedliche Weise, was die Menschen damals nach der Hinrichtung und Grablegung gesehen und wie sie die Auferstehung Jesu erlebt haben: „Der Kreuzweg endet nicht am Grab. Die Geschichte geht weiter – bis heute.“

Pook und Krause freuen sich über die vielen Besucher des Kreuzwegs und möchten ihn noch einige Zeit hängen lassen, sofern die Witterung mitspielt und er nicht beschädigt wird. Doch das ist noch nicht alles. Sie stellen die Frage „Was bedeutet Ostern – Auferstehung für Dich?“ und bitten dazu um die Einsendung von Fotos oder gemalten Bildern an alexandra.pook@ekir.de oder vera.krause@erzbistum-koeln.de, damit der Weg weiterwächst, gerne mit persönlichen Gedanken dazu. Die Einsendungen werden ausgedruckt, laminiert und als weitere Stationen im Wald aufgehängt. Wer den Weg nicht selbst gehen kann, kann sich die Einsendungen hier gerne ansehen.


Für mich bedeutet Ostern 2020:

Mitten in unsere struppige Welt kommt diese Osterbotschaft.
Als Fundament für mein Leben und als Hoffnung für diese Welt.

Lydia Kopp


Osterreise

Sonnenfinger, die verführen
öffnen Herzen, Fenster, Türen.
All die alten Seelenwunden
sind mit Winters Fluch verschwunden.

Bergig bauschen Möglichkeiten,
die vom Dunkel sich befreiten,
ging auch der Kuckucksruf verloren,
wird sein Sehnen neu beschworen.

Ein Meer von Wünschen brandet auf,
Unrast nehmen wir in Kauf,
denn es lockt ein junger Morgen,
ohne krumm gebückte Sorgen.

Frieden, die edelste Menschentat
sucht nach Weg und weisem Rat,
damit nicht des einen Glück
den nächsten einsam lässt zurück.

Ein jeder reitet sein Steckenpferd,
und will, dass man ihn kennt und ehrt,
doch wenn man uns zusammenspannt,
sind schnell die Nerven durchgebrannt.

Wie sollen wir einander finden,
uns dem Schicksal neu verbinden?
Die Herzen müssen sehen lernen:
Wunder lockt in trauten Fernen.

Beate Kupper


Christine Evers


Jedes Jahr ein kleines Wunder.

Nach einem halben Jahr Totenstarre
im dunklen kalten Keller
öffnet meine Schildkröte ihre Augen
riecht heraus aus ihrer Höhle
mit unbändigem Appetit.

Sie weiß, wann Frühling ist.
Die frischen Blumen sind auch schon da.
Leben,
ich komme!!

Alexandra Pook


Das ist für mich Ostern und Auferstehung: 

Nicht im Chaos versinken,
sondern in Gemeinschaft einen Neuaufbau wagen.

„Lebenshaus“

Marion Maas – Gabriele Raupach


Rainer Müller-Rensing


Malerei: Jutta Schlier

Eingesandt von Christel Bick


Wir sind geliebter, als wir wissen. –
Wir sind nicht allein. –
Wir sind nie allein. –
Dieses Leben ist ungeheuer wichtig. –

Die Welt ist herrlich –
die Welt ist schrecklich. –
Es kann mir nichts geschehen –
ich bin in größter Gefahr.
Es lohnt sich zu leben.

Helmut Gollwitzer
aus: „Krummes Holz, aufrechter Gang“

Eingesandt von Josefine Dripke


„Das sagt uns Ostern.
Das war ein Buchstabenrätsel unserer Tochter Ina
für unsere Familie hier, in Essen und in Köln.“

Manfred und Doris Himmeröder