Karnevalszug Denklingen 2019

Ein heißes Bad unter freiem Himmel

Tropfnass säumten nur wenige Unverzagte den Zugweg in Denklingen. Viele standen unter Vordächern und warteten auf das Ende der Regenzeit. Zugkommentator Christoph „Töffi“ Friederichs hatte aber offenbar einen Pakt mit Petrus geschlossen, denn als er die erste Gruppe, den Spielmannszug Werratal, ankündigte, setzte der Regen schlagartig aus. Wie von Zauberhand füllten sich die Straßenränder mit hunderten Jecken und die farbenfrohen Kostüme der Zugteilnehmer kamen unter den Regencapes zum Vorschein.

Insgesamt 32 Wagen und Fußgruppen schlängelten sich auf dem etwa einstündigen Zug durch den Ortskern und auf einer Schleife unterhalb des Burgbergs. Besonders der Wagen des Kegelclubs „Die Beißer“ erregte großes Aufsehen. Nach der Eisbahn im Vorjahr hatten sich die Kegelbrüder diesmal der Seefahrt verschrieben und kreuzten mit ihrem Traumschiff Aida durch die Straßen. Aus dem Schornstein quillt dicker, schwarzer Rauch, um an das Verbrennen von Schweröl zu erinnern. Organisator Dirk Ringsdorf erklärt lachend: „Das ist nur Rauch aus einer Nebelmaschine.“ Unter der Rauchfahne tummeln sich zwei Wassergeister spritzend und planschend in einem auf 40 Grad geheizten Pool und genießen die Fahrt durch das närrische Dorf.

In Anspielung an den trockenen Sommer präsentierte sich das Rathausteam mit Bürgermeister Rüdiger Gennies und der Chefin der Kurverwaltung Laura Pfeifer als gepoppter Mais, die „Froschköppe“ aus Brüchermühle surften „auf der hohen Welle, mit Sonne, Spaß und viel Kamelle“ und verteilten dabei ihre beliebten Spritzen mit dem froschgrünen Inhalt. Passend dazu die Feuerwehrfrauen Denklingen als leuchtende Regenbögen unter dem Motto „Auf Regen folgt dann Sonnenschein, der Regenbogen drängt sich mitten rein.“ Und beim Team Pusteblume braute der gallische Druide Miraculix magische Zaubertränke in seinem großen Kupferkessel. Die „Jecken Wiewer vom TuS“ hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen: Zu ihrem närrischen 11. Zugjubiläum präsentierten sie den staunenden Jecken in einem „Best Of“ ihre ausgefallenen Kostüme der letzten zehn Jahre mit einer Schärpe wie bei einer Miss-Wahl, die mit einer Jahreszahl versehen an die zugehörige Session erinnerte.

Fantasievoll waren auch die zahlreichen Wagen im Zug: Die Wilkenrother kamen als flauschig gelbe Enten, die Karnevalsfreunde Bielstein spendierten Kölsch einer ortsansässigen Brauerei aus einem überdimensionalen Bierkasten heraus, die Fischbacher gaben unter dem Motto „Rockabilly Elvis Presley“ einen Vorgeschmack auf ihr großes Sommer-Open-Air und die Hütter Landeier drehten als Gespenster nicht „in Hütte zur Geisterstunde“, sondern in Denklingen ihre Runde.

Auch die Tollitäten der befreundeten Karnevalsvereine reihten sich in den närrischen Reigen. Von der anderen Seite der Wiehltalsperre kam die Eckenhääner KPG mit Prinz Helge I. und Prinzessin Birgit. 80 Mann und Mädels stark mit Prinz Markus II. und Prinzessin Benne an der Spitze war die Wildberger KG Tolle Elf nach den Denklingern die größte Gruppe.

Die KG Rot-Weiß stellte mit fünf Fußgruppen und drei Wagen das letzte Viertel des Karnevalszugs. Zum 33. Jubiläum wartete der Senat mit einer Überraschung auf: Nach dem Verkauf des „Kölner Doms“ reist der Senat ab jetzt in einer vierspännigen Kutsche aus dem Raum Trier, die von dem Denklinger Spediteur EG-Trans kostenlos nach Reichshof geholt wurde. Dummerweise war er in blau-weiß statt rot-weiß gehalten. Doch kein Problem für den Senat – mit rotem Lack und einigen Stunden Manpower strahlt er nun in den Farben der KG. Der Wagen ist außerdem das erste Vehikel in der Denklinger Karnevalsgeschichte, das von einer Sattelzugmaschine gezogen wird. Neben reichlich Wurfmaterial verteilte der Senat auch 2000 frische Berliner an die Jecken am Straßenrand. Nach dem Elferrat mit Sitzungspräsident Hansi Welter bildete das „Traum-Dreigestirn“ mit Prinz Reini I., Bauer Herbert und Jungfrau Jenna den krönenden Abschluss.

Kurz nach Zugende setzte auch wieder der Regen ein, doch das störte keinen, denn gefeiert wurde im großen Festzelt beim Rathaus. Hier fand auch die Prämierung der besten Wagen statt, ohne Wertung der Reihenfolge: Kegelclub „Die Beißer“ mit ihrer „Aida“, die Fischbacher mit „Elvis“ und die „Hütter Landeier“ mit ihrem Geisterwagen. Als Fußgruppen wurden die „Jecken Wiewer vom TuS mit ihrem „Best Of“, die Feuerwehrfrauen als Regenbögen und das Team Pusteblume als Gallier prämiert.